Irgendwie hat sie keinen Platz hier bei uns, in unserem Kulturkreis, im unserem Alltag: Die Langsamkeit. Sie wurde einfach rausgeschmissen und verdrängt, obwohl sie uns allen mit Sicherheit guttun würde. Natürlich kann man zwischen verschiedenen Terminen durchschnaufen oder sich vielleicht sogar den Luxus erlauben, zehn Minuten aus dem Fenster zu gucken und nichts zu tun, aber dann geht es im gewohnten Tempo weiter, langsamer wird es dadurch nicht - im Gegenteil, man macht die Dinge eher noch schneller, weil man ja schließlich Zeit aufzuholen hat!
Kinder tragen diese Langsamkeit oftmals noch in sich, aber wir tun alles dafür, sie ihnen auszutreiben. Man kann das morgens beim Schuhe zubinden beobachten („Geht das nicht schneller?“) oder an der eigenen Hektik, wenn man irgendwo hinmuss, davor aber „nur noch ganz kurz der letzte Stein in den Kapla-Turm gesetzt werden muss (… der dann umkippt), den man aber „ganz schnell wieder aufbauen kann“). Aber die U-Bahn hat dafür kein Verständnis, ebenso wenig wie der Klavierlehrer, der vergeblich wartet oder die Schulstunde, die anfängt. Selbst im Kindergarten stürzen morgens die Eltern mit ihren Kindern die Treppe zum Gruppenraum hoch, aus dem drohend die Morgenkreis-Glocke bimmelt. Wo gibt es sie dann noch, die Langsamkeit, außer vielleicht im burmesischen Kloster? An guten Tagen kann man sie mal an terminlosen Wochenenden oder natürlich in Urlauben finden. Wir sollten nicht aufgeben, sie zu suchen.
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Leoni (Montag, 09 Oktober 2017 11:26)
Die Großeltern bieten meistens auch eine Möglichkeit , Zeit zum Spielen zu lassen! In früheren Zeiten gab es für sie auch sehr wenig Langsamkeit, manchmal an Wochenenden, immer im Urlaub � also startet in die Ferien!!
Julika Hiersemann (Montag, 09 Oktober 2017 12:24)
Ein super Kommentar... habe mir die Zeit genommen ihn zu lesen und er regt sehr zum nachdenken an! Danke!
Nadine (Montag, 09 Oktober 2017 13:04)
Die terminlosen Wochenenden kann man leider auch an einer Hand abzählen!
Ludwig (Montag, 09 Oktober 2017 15:24)
Wie soll man das ändern, wenn die Schule anfängt, der Beruf auf einen wartet, die S-bahn erreicht werden muss?
Max (Montag, 09 Oktober 2017 21:33)
Super Blog. Danke!
Antje (Dienstag, 10 Oktober 2017 04:53)
Liebe Kristina, vielen Dank dass du uns an Langsamkeit erinnerst - so etwas Schoenes und zugleich Schweres, schwer in der heutigen Zeit. Es scheint mir, man braucht mehr Kraft fuer Langsamkeit als fuer Hektik und Eile. Aber es koennte sich lohnen...
Daphne (Dienstag, 10 Oktober 2017 13:38)
De tijd van superlatieven: beter, sneller, leuker, fantastischer, meest bijzonder. Het impliceert het bestaan van perfectie, wat per definitie minderwaardigheid teweegbrengt/ stimuleert. Hebben we het daarom steeds meer nodig anderen als minderwaardig neer te zetten, af te scheiden, vanuit superioriteit? Om niet het eigen falen te ervaren m.b.t. die superlatieven? Waarom rennen we überhaupt perfectie na..... i.p.v. berusting te hebben in de imperfectie van het leven.........'die Langsamkeit' is misschien geen luxe, maar hoognodig voor een gezamenlijke toekomst....misschien dat de nieuwe generatie dat al lang door heeft........
Kristina, zo 'n mooie aanzet tot denken en gesprek, benieuwd naar de volgende reflectie!