Steckrüben und Pferdefleisch

Letztens fuhr ich zu einem achtzigsten Geburtstag und hatte im Taxi wirklich interessante Gespräche. Hinterher dachte ich: Ich sollte das vielleicht öfter tun, auch einfach mal einen achtzigsten Geburtstag vortäuschen, weil das ganz offensichtlich ein guter Anlass für ein offenes Gespräch ist. Mein Taxifahrer vom Hinweg, um 17:30, hatte volle Bewunderung für die Jubilarin, weil sie erst um 18 Uhr feierte, das fand er äußerst abgefahren („12 Uhr, 13 Uhr, das ist normal!“).

Dann erzählte er mir, die Siebzig-, Achtzigjährigen heute seien so frisch und munter, weil sie noch nicht so viele Handystrahlen abbekommen hätten wie wir - wir würden alle garantiert nicht so alt werden. Nach dieser niederschmetternden These ließ er sich noch länger über die freundlichen Rentner aus, die er täglich chauffierte, sodass ich mich beim Aussteigen fast schuldig fühlte, dass ich ihn nicht mit zur Party nahm.

 

Der Fahrer des Rückwegs hatte ähnliche Erfahrungen gemacht, mit den „superfitten Senioren“, wie er sie nannte. Er meinte, er würde sie immer im Taxi fragen, wie sie das geschafft hätten. Mit Sport? Wenig Wein? Er selbst erzählte, zu viel Bier und Fernsehen hätten ihn schon als Dreißigjährigen fast zugrunde gerichtet hätte. Für die damalige Generation sei es gut gewesen, dass sie die ersten Lebensjahre gehungert und nicht so fett gegessen hätten wie wir heute. Das wäre eine gute Grundlage fürs Leben gewesen. Tatsächlich war in den Vierzigerjahren wohl kaum Bier das Hauptnahrungsmittel - recht hat er, dass es bessere Kalorienquellen gibt. Also, Finger weg vom Telefon und lieber mal wieder mehr Dickmilch, Steckrüben und Pferdefleisch. Statt diesem unnötigen Gesaufe.

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